Irgendwann im Februar 2003.
In den USA gelingt es der NSA beim Abhören eines Telefongesprächs, historisches Material zu sichern.
"Hallo Papa, ich bin´s George ?"
"Was ist los mein Junge"
"Ich habe so schlecht geschlafen und noch schlechter geträumt. Ich weiß nicht was mit mir los ist, aber seitdem ich kaum noch Alkohol trinke geht es mir ganz mies. Ich bekomme immer wieder schlechte Träume und mir erscheinen böse Geister."
"Ich habe dir doch gesagt, das die Feinde Amerikas uns die bösen Geister schicken. Du darfst dich nicht davon beeinflussen lassen. Hast du denn nicht deine Beruhigungsmittel genommen?"
"Ja, ja Papa, das mache ich doch...."
"Junge, du musst endlich vollenden was ich damals nicht fertig bekommen habe, obwohl das Schicksal mich auserkoren hatte diese Entscheidung zu treffen. Las dich nur nicht von den Dummschwätzern voll labern...."
"Aber Papa, du weißt doch wie entschlossen ich bin, ich werde den verdammten Irakern den Arsch aufreißen."
"Gut mein Junge, Gott wird ewig mit dir sein. Du wirst das Böse besiegen."
"Aber Papa, du musst mir Versprechen, dass man mich danach auch wiederwählt ?"
"Aber natürlich mein Junge, unsere Freunde stehen vollends hinter dir. Du wirst sehen, die Millionen werden danach nur so fließen..." er lachte laut auf, denn seine Gedanken sagten ihm, das es im wahrsten Sinn des Wortes fließen wird, langsam aber stetig, so wie reines Rohöl "... man wird dich lieben mein Junge, alle Amerikaner werden stolz auf dich sein."
Das Gespräch beruhigte George ein wenig, denn er hatte in den letzten Wochen wirklich schwer gelitten, eigentlich war es schon so, seit dem Tag, als man ihm zum Präsidenten gewählt hatte. Er hätte nie gedacht, dass dieses Amt mit soviel Arbeit und Entscheidungen verbunden war. Er musste ständig etwas dazu lernen, wie z.B. dass in Brasilien auch Menschen schwarzer Hautfarbe leben, oder das Polen in Europa war. Verdammt, laufend traf er irgendwelche Ausländer und er sollte mit Ihnen kommunizieren, dies war etwas, was ihn wohl am meisten anstrengte.
Jetzt träumte er von arabischen Fratzen und Gesichtern, die ihn anspuckten, er sah tote Menschen, zerstückelt von amerikanischen Bomben, Fremdworte verwirrten seine Gedanken. Zusätzlich hatte man ihm auch noch verboten weiterhin dem Alkohol zu frönen, was ihn seelisch destabilisierte und ihm der gewohnte warmen Umgebung, in der sich seine Seele seit Jahren befand, beraubte.. Er fühlte sich oft allein gelassen, denn er war der Präsident und er sollte nun Entscheidungen für das gesamte amerikanische Volk treffen.
George schlurfte in seinen ledernen Latschen durch sein Büro im Weißen Haus zur Bar und wie aus der Macht der Gewohnheit kramte er nach einer Flasche Whisky. Noch bevor er sich etwas eingießen konnte, überholte ihn in seiner Gedankenversunkenheit das Alkoholverbot seines Vaters, George stellte die Flasche zurück nach der er nur routinemäßig gegriffen hatte und er nahm die Sodaflasche und sprudelte etwas davon in ein leeres Glas. Zwei Tabletten plumpsten hinein und George blickte Ihnen wehmütig hinterher als sie langsam herabsanken und sich auflösten.
Zur gleichen Zeit im Irak.
Saddam Hussein saß in seinem Lieblingssessel und blickte durch das Fenster auf Bagdad, über der Stadt hing wie immer ein Schleier aus Staub. Was würde er drum geben, diesem kleinen weißhäutigen Amerikaner mit seinen Schaftstiefeln in den texanischen Hintern treten zu können, aber daran war nicht wirklich zu denken, es war doch eher alles so ausweglos geworden. In die Realität seiner Gedanken mischten sich immer wieder Erinnerungen aus besseren Tagen. Damals, als er noch stark war und sogar den überlegenen Iranern in einem jahrelangen Menschenleben fressendem Krieg Paroli bieten konnte. Was waren das für Zeiten als seine Männer für ihn ungehemmt in den Tod gingen und Zigtausende Iraner mit sich nahmen. Aber jetzt war die allgemeine Stimmung in seinem Volk sehr schlecht, sie hatten Angst und dies nicht ohne Grund.
Wie er es auch drehte und wendete und mit welchen Politikern und Generälen er sich auch Besprach, er stand kurz vor dem Ende seiner politischen Karriere. Es war sogar mehr, seine Lebensaufgabe schien vorzeitig unvollendet beendet zu werden, auch sein Tod schien keineswegs ausgeschlossen.
Er grunzte kurz auf und räusperte sich, dann griff er zu seinem Glas Tee und rührte mit dem Löffel nachdenklich darin um.
Inzwischen rannten überall auf der Welt Menschen mit großen Schildern durch die Städte und demonstrierten gegen den sich ankündigenden Krieg, der Ihrer Meinung keine Berechtigung hatte, weil Krieg niemals eine Berechtigung haben konnte. Die US Amerikaner wollten einen Präventivschlag führen, um die gesamte Welt vor einem verrückten Despoten zu beschützen, doch wer sollte die Menschheit vor Ihnen beschützen ? Langsam drängte sich diese Frage auf, sollte die Menschheit Stück für Stück zu Amerikanern gemacht werden. Hatten sie es in den letzten Jahrzehnten nicht schon des Öfteren versucht andere Völker zu ihrem Glück zu zwingen. Den meisten Bewohnern dieses Planeten war klar geworden, dass alle amerikanischen vorgebrachten Argumente nur dazu dienten die wirklichen Absichten zu verschleiern. Es schien doch eher so, als ob sich die USA ein neues Wirtschaftsgebiet erschließen und natürlich einhergehend damit, die Besitzverhältnisse Ihrer Oberschicht zurechtrücken und festigen wollte.
Die internationale Empörung der einfachen Menschen ließ sich jedoch weder kaufen noch intellektuell hinters Licht führen. Dennoch konnte man in diesen Tagen feststellen, dass die unzähligen Stimmen der Basis keinen Einfluss mehr auf die Entscheidungen von Politikern haben sollte.
Der irakische Diktator sprach am Nachmittag dieses Tages wieder mit seinen Beratern. Als sich alle im Versammlungsraum eingefunden hatten, holte man ihn aus seinem Büro. In seinen Gedanken wälzte er laufend Fragen: "Gibt es denn gar keine Hoffnung mehr, diesen Krieg abzuwenden ? Können wir diese amerikanische Aggression noch irgendwie verhindern oder haben wir zumindest eine Chance ihren Angriffen zu widerstehen ? "
Er blickte über den langen Tisch und sah nur in verlegen dreinblickende Augen, die keine Antwort parat hielten. Nachdem alle Platz genommen hatten und es Mucksmäuschen still geworden war, erhob einer seiner Generäle das Wort und sagte : "Wir werden Ihnen mit all unserer Kraft entgegenstehen großer Führer !"
Dieser gutgemeinte Ausruf totaler Hingebung war nur ein geringer Trost in dieser Situation.
Saddam blickte in die Leere des Raumes und vor ihm tauchte schon wieder diese scheinheilig grinsende Fratze dieses amerikanischen Cowboys auf. Er selbst hatte nie einen heiligen Krieg gegen die Amerikaner ausgerufen, aber dieser Hillbilly tat dies. Der Kampf zwischen Gut und Böse. Gut, er hatte genug Blut an seinen Fingern, egal ob Familienangehörige oder Kurden, Iraner, was immer auch sich ihm in den Weg gestellt hatte, war beseitigt worden. Doch die Anmaßung amerikanische Politik gut zu heißen schien ihm die reinste Heuchelei. Hatte Amerika nicht schon immer andere Völker so sehr beeinflusst und dabei Tod und Elend jeder unbeteiligten Bevölkerung in Kauf genommen, wenn es in ihrem sogenannten nationalem Interesse lag. Ungezählte Tote..... Vietnam, Kuba, Nicaragua, Chile... um nur einige aufzuzählen, paahh, wer war hier Gut und wer war hier Böse."
Saddam fühlte sich zum ersten Mal in seinem Leben wie ein eingesperrtes Tier und die Luft zum atmen wurde stündlich dünner."
Während er schwieg, schwiegen auch die Minister und Generäle nachdenklich, doch Ihnen ging auch anderes durch den Sinn und sie hatten Angst. Nur bei dem einen oder anderen war noch so etwas wie eine unsterbliche Zuversicht in ihren Führer geblieben.
Saddam sagte : "Geben Sie mir einen Lagebericht !"
Alle bewegten sich und kramten auf dem Tisch herum, General Haddad dachte zum gleichen Zeitpunkt, warum geht er nicht endlich ? Sollen wir wirklich alle sterben ? Für ihn ?"
Ein weiterer General erhielt das Wort und erklärte, dass alle verbliebenen Stützpunkte aufgelöst und neuverteilt worden sind. Zum großen Teil hatte man die Soldaten in die Wohngebiete verteilt und untergebracht, da sie ansonsten in ihren den Amerikanern bekannten Stellungen und Kasernen, so gut wie keine Überlebenschance hatten.
Viel hatten sie den angreifenden US Truppen nicht mehr entgegenzusetzen. Saddam hörte sich die Lageberichte in gewohnter Ruhe an und er fragte sich, ob er nicht selbst noch eine Möglichkeit finden könnte um es diesen Amerikanern so richtig zu versalzen. Er wusste genau, dass die amerikanische Administration seinen Kopf wollte, so würden Sie in der gesamten Region eine neue Ära einleiten. Eine zweite Scharenzeit könnte anbrechen. Sie wussten genau, dass ein Krieg in solch einer Region erst einmal soviel Unruhe und Chaos schaffen würde, dass genug Zeit blieb gewisse Kräfte zu stärken und zu privilegieren. Das war der reinste Imperialismus. Saddam war voller Wut, wenn ihm auch bewusst war, dass es seine eigene Politik gewesen war, die den Amerikanern soviel Berechtigung für einen Krieg gab.
Natürlich gab es nicht wirklich eine Berechtigung, aber es war eine moralische Berechtigung für die Ölköpfe aus Texas, deren religiöse Identität kaum der fundamentalistischen Moslems nachstand. Er mochte sie beide nicht, weder diese arroganten Amerikaner, die glaubten ihre Zukunftsarmee wäre der Schlüssel zum Erfolg, noch die verkalkten Muslime, die sich nie aus ihrer Armut heraus entwickeln wollten und jede menschliche Identität kategorisch verbieten wollten. Da schien ihm noch die alte sozialistische Doktrin lebenswerter. Zu viel Freiheit war nicht gut für die Menschen, das wusste Saddam. Solch eine Volkesherde konnte man nur mit strenger Hand regieren. Demokratie schien ihm ein Hirngespinst was nicht zu verwirklichen war.
Washington D.C
George war jetzt in guter Stimmung, die Tabletten wirkten, und sie schienen ihm ein guter Ersatz für alkoholische Flüssigkeiten. Sie machten ihn ruhig und auch die Geister verflogen. Er sollte heute noch mit seinem militärischen Stab zusammen treffen und darauf freute er sich. Er war stolz auf das, was er bisher geleistet hatte und er musste zugeben, er war stolz auf seine einsatzbereiten Truppen. Im gefiel es, wie seine Militärs ihm ständig vorführten, wie sie vollbepackte GI´s in die Wüste schickten. Technisch war alles perfekt, eine perfekte Armee aus gottestreuen Amerikanern, die diesem elendigen Schmutzfink den Garaus machen würden. Er hasste diesen Mann im Irak. Er war ihm nie begegnet, aber er hasste ihn. George saß an seinem Schreibtisch und kramte in den Papieren ohne wirklich irgendetwas zu suchen oder bearbeiten zu wollen. Dies war nicht sein Ding. Fotos ja, aber zu viele Texte, Beweispapiere, Stellungnahmen und Berichte, er konnte sie nicht mehr sehen.
George drehte sich in seinem Sessel zum Licht und hielt sich ein paar Luftaufnahmen vor die Nase. Die Qualität der Aufnahmen von den Satelliten war hervorragend. Überall hatte dieser Schurke seine Giftgaslager hatte man ihm gesagt und deutlich mit einem Textmarker angezeigt. George hatte schon Hunderte dieser Fotos gesehen, es schien ihm fast so, als ob der gesamte Irak ein Giftgaslager war und dann diese Unmenschlichkeiten die er seiner eigenen Bevölkerung angetan hatte. George kratzte sich am Kopf, man musste diesen Krieg führen davon war er überzeugt, man musste dieses Volk von seinem Leid mit Gewalt befreien und er musste Amerika schützen, welches nur knapp 10.000 Kilometer entfernt war.
George war nicht von Anfang an für einen Krieg. Als das Unglück am 11. September geschehen war, war auch für ihn ein Traum kaputt gegangen, der Traum von der amerikanischen Unantastbarkeit. Das ganze Volk war in seinem Herzen und seinem Stolz getroffen. Abgesehen von dem Leid der Betroffenen, litt Amerika unter dem Gedanken, dass man der demokratischsten Demokratie der Erde, so etwas undemokratisches angetan hatte. Niemand wollte das Verstehen, es konnte nur aus purem Hass geschehen sein.
George wäre am liebsten nicht mehr Präsident gewesen in jenen Zeiten, aber dies war sein Schicksal und auch das erste Mal in seinem Leben, dass er sich für so richtig wichtig empfand. Er hatte die Aufgabe seiner Bevölkerung Mut und Hoffnung zuzusprechen, mehr noch, er musste für Vergeltung sorgen. George war damals kaum in der Lage wirklich an Vergeltung zu denken, denn der Schock hatte ihn schwer getroffen. Doch jeder um ihn herum bedrängte ihn Entscheidungen zu treffen und die vermeintlichen Mörder, koste es was es wolle zu jagen. Auch damals hatten sich seine militärischen Berater um ihn geschart und darüber aufgeklärt, dass es ein Land namens Afghanistan gab, und dort, so sie zeigten ihm auf ockerbraunen Bildern, auf denen er kaum etwas anderes als Wüste erkennen konnte, dort sollten sich die Täter aufhalten, jedenfalls irgendwo dort.
Anfangs war George schwer enttäuscht, denn er dachte mit seinen Geheimdiensten stimme etwas nicht, wenn sie selbst glaubten in diesem Wüstenland die Täter für den Anschlag auf das WTC zu finden. Er konnte sich kaum vorstellen, dass dort überhaupt ein Mensch leben sollte. Egal ob NSA, CIA oder FBI alle hatten sofort plötzlich Informationen über bestimmte Tätergruppen und George fragte sich, ob sie es nicht schon vorher gewusst haben könnten ?
Es brauchte trotz aller Beweise noch etliche Wochen um George davon zu überzeugen das ganze Land Afghanistan mit Krieg zu übersehen. Es waren harte Zeiten, denn in seinem inneren war George ein mitfühlender Mensch und wenn er auch nicht viel für diese bärtigen sonnengebräunten vermummten Gestalten, die ihre Frauen quälten und sich die Taliban nannten, übrig hatte, so wollte er doch eigentlich nicht glauben, dass sie alle Mörder waren.
Und auch jetzt hatte es einige Zeit gebraucht, bis er verstanden hatte und akzeptieren konnte, das der Irakkrieg einfach sein musste, wie sein Vater es immer ausdrückte. Ja sein Vater, George hörte sehr auf ihn. Und sein Vater war es auch, der sich einst die Chance entgehen ließ den ganzen Ruhm für die Beseitigung des Diktators Saddam Hussein einzustreichen. Dies bereute er bis zum heutigen Tag, doch umso entschlossener war er, dass diese heilige Aufgabe nun von seinem Sohn beendet werden musste. Sein Vater hatte sich damals von den ängstlichen Geistern um ihn herum einreden lassen, dass die vollständige Besetzung des Iraks, schwerwiegende Krisen in der gesamten Region aufwerfen würde und Amerika auf Jahre in politische Schwierigkeiten verwickelt werden würde. Aber der ganze Humanismus schien ihm heute lächerlicher denn je.
George war kein wirklicher Politiker, genauso wenig wie er einst ein guter Firmenmanager gewesen war. Überhaupt mochte er nicht wirklich arbeiten. Er wollte eine Aufgabe im Rahmen seiner gesellschaftlichen Zugehörigkeit, eine Aufgabe, die vielleicht auch jeder machen konnte. Eines hatte er gelernt, man brauchte genug Einkünfte um als guter Amerikaner, guten Lebensstandard genießen zu können. Der Job als Gouverneur von Texas hatte ihm sehr gut gefallen, denn schließlich brauchte er nur die Befehle zu erteilen, die ihm von seinen und Freunden der Familie zugeflüstert wurden und es ließ sich so recht angenehm leben. Texas war nicht Amerika, und George stand damals bei weitem nicht so im Rampenlicht, wie er es jetzt tat, was ihm nicht wirklich gefiel.
George lächelte und in wenigen Minuten würde er mit seinen Beratern reden und danach eine weitere Pressekonferenz geben. Daran hatte er sich gewöhnt und es machte ihm gerade in den letzten Tagen wirklich Freude der ganzen Welt seine Entschlossenheit zu zeigen. Er konnte sich auch kaum ein Lächeln verkneifen, obwohl es angesichts der Sachlage um einen Krieg mit einer völlig verarmten, im Grunde harmlosen Bevölkerung ging.
George war jedoch überzeugt davon, das Gott mit ihm war, auch wenn der Papst anderes gesagt hatte, er wusste für sich selbst, dass er nicht über die armen Iraker lächelte, sondern direkt in Saddams Gesicht lachte.
George selbst hatte nie einen Krieg mitmachen müssen, aber nachdem man ihm von der Tauglichkeit amerikanischer Waffensysteme überzeugt hatte, schien es ihm, als würde man nur noch ganz gezielt die Bösen töten, um danach Gutes zu ernten. Natürlich war auch er schon auf den Gedanken gekommen, es könnte einigen seiner Gesellen auch hintergründig nur um das Öl gehen, aber sein Vater und dessen Freund Bumsfeld hatten gesagt, dass dies allein eine Sache der Demokratisierung ist, ein Kampf gegen die üblen Menschenrechtsverletzter, Terroristen und Antiamerikaner. Nein, es ging auch nicht gegen die Moslems als Glaubensgemeinschaft und wenn sich andere Völker dadurch einschüchtern lassen, dann wäre dies ihr Problem. Der Krieg bedeutete wirklich etwas Gutes. Er würde für die gesamte Region, so etwas wie ein warmer Regen sein, selbst das Palästinenserproblem würde sich dadurch lösen lassen.
George glaubte seinem Vater und auch seinen Freunden aus der alten YALE-Verbindung, die sich Gottesfürchtig "Skull & Bones" schimpfte. Überhaupt war diese Verbindung, die man prosaisch "Schädel und Knochen" nannte, so etwas wie ein richtiger Rückhalt für George gewesen, es war eine zweite Familie. George war froh, dass er nicht nur an Gott glauben durfte, der ja kaum greifbar war, sondern auch an die Glaubensbekenntnisse seiner Verbindung in der er immer wieder Zuspruch fand. Das man dort farbige Mitglieder nicht aufnahm, schien George ein unwesentlicher Faktor. Schon als Junge hatte er die vielen Treffen seiner Eltern mit Geschäftsleuten, Politikern und Freunden geliebt. Es gab Geschäftstreffen zum Dinner, Partys und andere Meetings. Alle bildeten eine riesige Familie und George traute ihnen allen. Das machte ihn wiederum besonders beliebt, denn er war immer zu einem Spaß bereit und ein guter Kerl, der irgendwie mit allen auskam. Obwohl nicht wirklich ein guter Student, konnte man ihm getrost einfache Aufgaben übernehmen lassen, so kam er auch in die Aufsichtsräte einiger Ölfirmen. Das nun dadurch andere einfache Menschen viel Geld verloren hatten, während er sein Hab und Gut immer noch irgendwie retten konnte, war später kaum der Rede wert, als man ihm zum Gouverneur von Texas machte und dann als Präsidenten aufstellten sollte.
Die Minuten vergingen wie im Flug und endlich kamen die Berater mit neuen Nachrichten. Der Krieg konnte nicht mehr weit sein.
Im Irak war die Sonne untergegangen und Saddam war sich sicher, dass sie heute Nacht noch nicht kommen würden, aber es konnte nicht mehr lange dauern. Er hatte sich deshalb entschlossen im Palast zu schlafen, wer wusste schon wie lange ihm dieser Ausblick und die Abgeschiedenheit von seiner Familie noch erhalten blieb. Der Bericht seiner Schergen hatte nicht eine einzige Lösung hervorgebracht. Alles lastete auf ihm, er sollte abtreten. Vielleicht hätte er es seinem Volk gegenüber auch getan, wenn nicht dieser Texaner sein Kontrahent wäre. Warum war diese verdammte UN nicht in der Lage die Dinge zu Regeln, warum war nicht die Völkergemeinschaft zur Bedrohung geworden, es hätte ihm doch einige Entscheidungen einfacher gemacht. Doch diese amerikanischen Verräter, die ihn Jahre lang gut zu geredet hatten, einen Krieg zu führen, ihn mit Geld und Waffen unterstützt hatten, sollten ihn nicht in die Knie zwingen, eher würde er es zu lassen, mit seinen Soldaten zu sterben. Wenn ihm doch nur etwas einfallen würde, was diese amerikanischen Cowboys davon abhalten konnte, das gesamte Land in Klump und Asche zu legen....
George hingegen hatte noch zwei weitere Tabletten genommen, nachdem seine Berater wieder gegangen waren und er noch eine kurze Pause bis zur Fernsehrede hatte. Sie schienen ihm alle so ungeduldig und wenn er ehrlich war, freute er sich auch schon ein bisschen auf die große Schlacht. Natürlich war ihm bewusst, dass es Tote und Verletzte geben würde, aber er freute sich auch nicht da drüber, es war vielmehr eine Freude auf die Berichte und die Aktivitäten die während des Krieges auf ihn zukommen würde, schließlich war er der oberste Befehlshaber, er fühlte sich wirklich integriert in diesen Zeiten. Er würde sagen, wann und wo größere Bombereinsätze geflogen werden oder die Streitkräfte zuschlagen. Kein anderer, nur er.
So etwas hatten noch nicht viele Menschen vor ihm erlebt, Präsident eines so riesigen Landes zu sein und die Streitkräfte in den Krieg zu schicken, ja, er war der erste der diesen präventiven Krieg, mit solch einer Superstreitmacht in diesem Jahrhundert führen würde, mehr noch, er würde siegen. Diesen Irakern würde für immer die Lust an einer weiteren Militarisierung vergehen, da war George sich sicher, auch wenn ihm immer noch nicht ganz klar war, was mit einem Präventivschlag eigentlich gemeint sei.
Zu diesem Zeitpunkt hatte er sich schon damit abgefunden, dass die Weltöffentlichkeit die so oft betonten amerikanischen Interessen und die weltweite Bedrohung nicht verstehen wollten. Diese Europäer und Asiaten, Araber und Afrikaner waren auch keine Amerikaner, sie hatten anscheinend keine Werte und Ideale für die sie zu kämpfen bereit waren. George hatte nichts gegen sie und ihre verdrehte Meinung, aber sie waren ihm in letzter Zeit immer lästiger geworden. Zum Glück hatte sein Vater ihm gesagt, dass er sich verdammt noch mal einen Teufel um ihre Meinung scheren sollte. Dies war die Zeit Amerikas, jetzt konnte Amerika die Welt von diesem Tyrannen befreien und Amerika war bereit auch noch ganz andere Tyrannen auszuschalten. Seine Berater hatten ihm noch einmal deutlich gemacht, wie notwendig und selbstverteidigend dieser Krieg doch war. Wieder zeigten sie ihm Berichte und Fotos von Waffenlagern, wobei George sich wunderte, dass ganz unten klein in die linke Ecke gedrängt, kaum leserlich, das Datum von 1989 zu finden war.
George torkelte aus dem Zimmer, wo man ihn schon erwartete, er wanderte zum Rednerpult und er spürte, dass ihm diese ganze äußere Aufgeregtheit überhaupt nichts mehr ausmachte. Seine Leibwächter schirmten ihn ab, man hielt ihm ausgestreckte Hände entgegen, er wurde gefeiert. Er faltete das Blatt Papier was ihm sein Ghostwriter gegeben hatte und welches er schon vor einigen Stunden versucht hatte auswendig zu lernen, was noch nie seine Stärke gewesen war.
Am besten gefielen ihm immer die Sätze, in denen klar ausgedrückt wurde, dass sie sich auf der richtigen Seite befanden. Diese Art der Selbstbeschwörung war nicht nur Mut machend, sondern direkt wohltuend. Amerika war bedroht worden und wer hatte nicht das Recht sich zu verteidigen. Das man bei der Suche nach der Bedrohung, den anderen Menschen etwas Unannehmlichkeiten bereiten musste, war vielleicht nicht schön, aber auf dem Weg das Gute zu erreichen, mehr als nur zweckmäßig. Menschenleben seien zu bedauern, aber auch schnell wieder vergessen, wenn die Überlebenden erst einmal wie Amerikaner fühlen und denken gelernt hätten und mit einer Coca Cola und Popcorn in der Hand, in einem Hollywoodfilm im Kino sitzen würden, wären sie sicher auch davon überzeugt, das dieser Krieg eine Notwendigkeit war.
Saddam konnte diese Nacht nicht gut schlafen, immer noch kreisten seine Gedanken um eine Lösung, die nur bedeuten konnte, dass er dabei nicht sein Gesicht und vor allem seine Macht verlieren durfte. Er hatte ihnen im Grunde auch schon alles preisgegeben. Sicherlich waren die wichtigsten Pläne für ihre Waffenprojekte versteckt und gesichert, aber es würde schon jetzt mindestens ein Jahrzehnt dauern, bis er seine Armee annähernd auf den Stand gebracht hätte, wie vor dem Irankrieg. Diese UN Inspektoren hatten gute Arbeit geleistet. Saddam hatte sogar Verständnis für die Forderungen der Weltgemeinschaft. Doch nur die wenigsten der Länder hatten eine Ahnung davon was es bedeutete, die größten Ölreserven der Welt zu beschützen. Seine arabischen Nachbarn, die Zionisten, die Kapitalgesellschaften aller Herrenländer, sie alle hatten schon immer versucht die Politik im Irak zu beeinflussen.
Saddam hatte Träume von einem modernen arabischen Staat und er hatte Zeit seines Lebens gelernt, dass Gewalt, ein zu akzeptierendes Mittel ist, bestimmte Interessen durchzusetzen und neue Trends einzuführen. Religion hatte für ihn kein Recht politischen Einfluss zu nehmen, sie konnte vielmehr einen Rahmen schaffen, um politische Forderungen durchzusetzen und um im Namen Gottes zu argumentieren. Sie war ein Mittel für den gesellschaftlichen Zweck.
Saddam hatte allen befohlen, dem bevorstehenden Angriffen mit aller Härte entgegenzutreten.
Nur zu gerne hätte er daran geglaubt, dass sein Schicksal dadurch eine Wendung nehmen sollte. Im Grunde hielt er sich für unschuldig und den amerikanischen Imperialisten vor den Augen der Weltöffentlichkeit ausgeliefert, ohne einen wirklichen Freund, ohne militärischen Beistand anderer Länder. Er hatte nicht damit gerechnet, dass er diesen schlafenden Tiger wirklich so erzürnen konnte, wie es der Fall gewesen war. Saddam schlief mit diesen Gedanken ein und er knirschte mit den Zähnen in dieser Nacht.
George hingegen war guter Dinge und trotz aller Verbote seines Vaters und seinen besorgten Erklärungen hatte er sich kurz vor dem schlafen gehen einen Whisky gegönnt.
In der Fernsehrede hatte er noch ein weiteres Mal sein eigenes Volk beschworen, nicht den Untätigen zu glauben, den Europäern und Weicheiern dieser Welt, sondern der Gefahr ins Auge zu sehen. Nein, niemand wollte einen Krieg, doch er musste sein und zwar jetzt. Irakische Opfer würde es nicht geben, soviel stand für ihn fest, er hatte vollstes Vertrauen in die Maschinerie des Todes, es würden am Ende nur befreite Menschen übrig bleiben.
Am Ende seiner Rede war auch George selbst wieder etwas mehr davon überzeugt, dass es kein Zurück mehr geben konnte. 200.000 Mann waren in Bewegung gesetzt worden, sie würden eine gerechte Aufgabe erledigen und er erwähnte sie in all seinen Gebeten. Was er allen vorenthalten hatte war, dass sein Stab ihn davon überzeugt hatte, am nächsten Abend schon losschlagen zu müssen. Dies war auch im Interesse der nationalen Sicherheit und später würden dann andere Ereignisse diesen Sachverhalt verdrängen. George erwähnte dann noch beiläufig, dass er absolut daran glaube, das Richtige zu tun und all die UN Abgeordneten würden falsch mit ihrer Einschätzung liegen, überhaupt wären in diesem Fall einfach die amerikanischen Interessen eine Priorität, die eine UN Zustimmung gar nicht notwendig macht. Sein Amerika hatte Macht und diese Macht sollte in diesen Tagen vollständig ausgespielt werden. Sollten die Kritiker sich doch in den UN Gremien die Haare raufen, was wollten Sie schon tun, Amerika den Krieg erklären ? Bei diesem Gedanken musste er schon Lachen und mit einem Schmunzeln im Gesicht schlief er wohlbehütet von amerikanischen Streitkräften ein.
Diese letzte Nacht, von der nur eingeweihte Amerikaner wussten, dass es sich um die letzte Nacht des Friedens handelte, sollte jedoch noch andere Geister wach halten, die die ganze Situation aus ihrer Sicht betrachteten und bereit waren ihren Teil an der Weltgeschichte beizutragen.
Pjöngjang, noch innerhalb der selben 24 Stunden.
Der nordkoreanische Ministerpräsident stand seit zwei Wochen unter ständiger medizinischer Überwachung. Er hatte dies zwar stets abgelehnt, denn er fühlte sich keineswegs krank, aber um die vielen Stimmen um ihn herum zu besänftigen willigte er in eine routinemäßige tägliche Kontrolle ein.
Seinen untergebenen Mitarbeitern innerhalb des kommunistischen Kaders war jedenfalls in den letzten Wochen deutlich geworden, dass sich sein Nervenkostüm merklich verändert und sensibilisiert worden war. Er sprach des Öfteren mit sich selber und er war sehr herrisch anderen gegenüber, überhaupt wirkte er gereizt und unausgeglichen. Seine Kaderfreunde machten sich wirklich Sorgen, es war auch nichts aus ihm herauszubekommen. Über familiäre sprach man im allgemeinen nicht auf dieser politischen Ebene, aber daran mochte auch niemand wirklich glauben, vielmehr hatten alle die Vermutungen, dass er sich die politische Situation zu sehr zu Herzen nahm, in zunehmenden Maße die Außenpolitische.
Kim Jong II war tatsächlich im höchsten Maße aufgeregt über die weltweite politische Entwicklung. Sicherlich gab es auch genug innenpolitische Missstände, die seine gesamte Energie benötigen würden, doch einige davon schienen so unlösbar, dass man sie gut und gerne verdrängen konnte. Kim betrachtete schon immer all die vielen Geschehnisse die in der Welt so vor sich gingen. Täglich erhielt er stapelweise Zeitungen aus aller Welt und er konnte sich sämtliche Satellitenprogramme anschauen. Sein englisch war gut, und er wusste von den Problemen im Nahen Osten und anderswo auf der Welt und über die Jahre hatte sich seine Meinung nur noch bestätigt, dass die Einflüsse des Kapitals auf die Politik aller Länder immense Ausmaße angenommen hat. Öl, Rüstung, Nahrung, alles war ein politisches Druckmittel und lag im Interesse vieler Nationen, wobei die einen hierhin und andere wieder dorthin tendierten. Ganze Regierungen waren jedoch erpressbar oder diplomatischer ausgedrückt, lenkbarer geworden. Kim war von diesem Weltmarkthandel auch betroffen, er war gezwungen worden gewisse Entwicklungen in seinem Land zu unterdrücken, um Nahrungsmittellieferungen ins Land zu bringen. Ihm war klar, dass er diesen Handel nicht tun bräuchte, wenn seine Bevölkerung sich selbst ernähren könnte, aber dies war aus der Geschichte seines Landes heraus nie möglich gewesen. Kim Jong hatte wiederum seine eigen Sicht der Dinge, dabei unterschied er sich nicht von Saddam und George. Kim sah mit wachsender Aufmerksamkeit was sich auf der außenpolitischen Bildfläche abspielte und er erkannte die Absichten der US Amerikaner und war sehr erzürnt darüber. Er hatte sich schon mit den Genossen in China verständigt und sie waren sich einig darüber, dass der Texaner, den sie freundlich den Kosenamen Junior gegeben hatten, sich die Erdölvorkommen des Iraks unter den Nagel reißen wird. Kim beschwor die Chinesen massiv gegen dieses Vorhaben zu protestieren. Doch er musste einsehen, dass sie der Entwicklung der Dinge bei weitem nicht so interessiert verfolgten wie er. Kim hingegen, sah in der Kriegsankündigung der USA gegen den Irak den Versuch der gesamten Welt klar zu machen, dass die USA an jeder Stelle der Erde ihre Bedingungen diktieren werden. Kim bereiteten diese Gedanken Kopfschmerzen und er hatte schon vor zwei Wochen zur Beruhigung seiner Nerven prophylaktisch seine Streitkräfte in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Damit nicht genug, ständig verfasste er Stellungnahmen zum offiziellen Verhalten der Amerikaner, dabei sparte er nicht mit deutlichen Drohungen. Nicht nur die Amerikaner hatten das Recht auf ihrer Seite, genauso wie sie es sahen, hatte demnach auch jedes andere Land das Recht seine Meinung mit Gewalt oder Präventivschlägen durchzusetzen, dies musste doch einmal in aller Deutlichkeit gesagt werden. Die Ignoranz die diese Amerikaner der UN gegenüber an den Tag legte, bestätigte ihn, dass sich die Vergangenheit wiederholen sollte. Sie benutzten die selben kleinen schmutzigen Tricks wie einst in der Koreakrise oder auch bei dem späteren Vietnamkrieg. Böse Unterstellungen und Anfeindungen, gingen wohl gerechtfertigten militärischen Angriffen voraus. Die Amerikaner antworteten nicht auf seine Anrufe, sie ignorierten seine Meinung genauso wie die vieler anderer Nationen und das machte ihn wütend, so wütend das sein Blutdruck schon merklich gestiegen war.
Kim nahm die Sache sehr ernst, er fühlte sich rundum indem bestätigt, was er schon immer über die Amerikaner gedacht hatte, sie waren dem Imperialismus vollends verfallen, überhaupt funktionierte ihr kapitalistisches System nur auf der Basis der Ausbeutung von natürlichen Ressourcen, eingeschlossen menschlichen Lebens. Nur wer rigoros Land und Völker ausbeutete konnte maximale Gewinne erzielen, dabei waren die, die dabei auf der Strecke blieben sozusagen der natürliche Ausschuss.
Die nordkoreanische Armee war von ihm schon vor Wochen in höchste Alarmbereitschaft versetzt worden und wenn die Menschen in Nordkorea auch nicht viel zu essen hatten, so waren sie doch bis an die Zähne bewaffnet. Was vor der Weltöffentlichkeit in den letzten Jahrzehnten immer verheimlicht werden konnte war z.B. ihr strategisches Atompotential. Kim Jong wusste, dass es nur noch wenige Tage dauern würde bis die Amerikaner zuschlagen werden und dabei waren sie bereit die gesamte UN zu ignorieren. Noch in dieser Nacht nahmen die verhängnisvollen Ereignisse ihren Lauf.
Während George noch beruhigt schlief hatte sich stillschweigend der Flugzeugträger Nimitz dicht an das nordkoreanische Seegebiet manövriert, denn die USA wollten auch hier Stärke zeigen. Zusätzlich hatten sie Bomberstaffeln auf Guam stationiert, die von dort aus sowohl den Irak als auch Nordkorea erreichen konnten. Der Kapitän der Nimitz beging einen verhängnisvollen Fehler. Während er sein Schiff entlang dem Hoheitsgebiet der Nordkoreaner schipperte, steuerte er die schwimmende Festung einige Meilen in das Gebiet hinein. Als Kim Jong noch am frühen Morgen davon unterrichtet wurde, war für ihn die Sachlage eindeutig und er handelte abrupt.
Zwei Staffeln MIG 29 Jäger wurden auf den Weg gebracht und kaum zwei Stunden später überraschten sie die Nimitz im chinesischen Meer. Sie beschossen den Flugzeugträger und beschädigten ihn schwer. Die Amerikaner hatten mit dieser aggressiven Abwehrhaltung nicht gerechnet und zu spät reagiert. In dem Luftkampf wurden zwar 3 Maschinen der Koreaner abgeschossen, doch auch sie verloren 2 ihrer Jets, aber was noch viel schlimmer war, die Nimitz war nicht mehr einsatzfähig.
George hatte diese Nacht keine schlechten Träume, um so schlimmer war es als er geweckt wurde und die Nachricht erhielt. Jetzt mussten Entscheidungen getroffen werden, zumal in wenigen Stunden, der Präventivschlag gegen den Irak einsetzen sollte. Seine Militärs rieten ihm, sofort die auf Guam stationierten Bomber starten zu lassen und Pjöngjang eine Lehre zu erteilen, dabei sollten nur militärische Ziele angegriffen werden. George stimmte zu und die Maschinen stiegen auf.
Als die ersten Bomben auf Nordkorea niederprasselten war Kim klar, dass er sich jetzt mit den USA in einer kriegerischen Auseinandersetzung befand. Die USA direkt anzugreifen überschritt deutlich seine Möglichkeiten, Kims Blutdruck war in den letzten zwei Stunden ein weiteres Mal gestiegen und es war möglich, dass dies seine Entscheidungsfähigkeit einschränkte. Kim versammelte seine Militärs und man beschloss, einige seiner Bomber die in der Lage waren, den Irak zu erreichen mit strategischen Atomwaffen auszurüsten. Kim war zeit seines Lebens ein kleiner unscheinbarer Mensch, der obwohl Staatsoberhaupt, nie seine Herkunft verleugnete. Jetzt aber war sein Zorn so sehr gewachsen, dass er maßgebliche Zeichen setzen wollte.
Kim hatte von den Chinesen genug Informationen bekommen, um zu wissen, wo die Hauptstreitmacht der US Streitkräfte für den Angriff auf den Irak stationiert waren und man instruierte die Piloten, die mit ihren Maschinen kaum in der Lage waren 7000 Kilometer zu fliegen, dass sie ihre atomaren Cruise Missiles, in Abschussweite zu diesen Verbänden bringen sollten und dann natürlich auch abfeuerten, was dann mit ihnen geschehen sollte blieb unklar. Man einigte sich darauf, dass sie versuchen sollten in Syrien oder dem Iran zu landen, Nordkorea würde sich dann um ihre Rückführung kümmern. Viele seiner Militärberater hatten arge Zweifel an dem Erfolg solch einer Aktion, wahrscheinlich würden die Maschinen vorher abgefangen werden. Kim hingegen wollte nicht untätig bleiben und den Imperialisten einen heftigen Schlag versetzen.
Er ließ 12 Flugzeuge unverzüglich bewaffnen und mit Sprit vollstopfen, dann starteten sie.
Die amerikanischen Generäle waren auf Grund der Vorkommnisse im Chinesischen Meer sehr beunruhigt, zumal sie sich alle in Ruhe auf den bevorstehenden Angriff auf den Irak konzentrieren wollten. Der Bomberangriff auf Nordkorea hatte wohl Wirkung gezeigt und man vertraute erst einmal darauf, dass die Koreaner eingeschüchtert waren. Aber bevor man weitere Maßnahmen einleiten konnte, konzentrierten sie sich auf den anstehenden Irakkrieg.
Dies wiederum führte dazu, dass die nordkoreanischen Maschinen einige Tausend Kilometer weit auf den Irak zu fliegen konnten ohne bemerkt zu werden. Die Cruise Missiles, die sie bei sich hatten, waren bei weitem nicht wirklich zielsicher und noch dazu hatten die Piloten der Maschinen keine Kenntnisse der Geographie in diesen Regionen der Erde, doch sie waren entschlossen ihr Bestes zu geben. Als die Amerikaner bemerkten, dass dort koreanische Flugzeuge in der Luft waren, konnten sie sich kaum erklären wie sie soweit gekommen waren. Man schickte F-14 Jäger in die Luft um sie abzufangen. Die Koreaner hingegen hatten fast ihr Zielgebiet erreicht, denn die Lenkwaffen konnten schon knapp 1000 Kilometer vor dem eigentlichen Ziel abgefeuert werden. Ein Luftkampf mit den Amerikanern war ausgeschlossen.
Die F-14 Staffeln erreichten die Maschinen der Koreaner fast zur gleichen Zeit als bei den Amerikanern der Zeitpunkt X zum Angriff auf den Irak eingetreten war. Sie hatten den Befehl die Maschinen unverzüglich abzuschießen. 6 der Maschinen der Koreaner feuerten ihre Raketen jedoch noch Minuten vor diesem Zusammentreffen ab und nahmen Kurs auf den IRAN und Syrien. Die 6 folgenden Maschinen trafen auf die amerikanischen Maschinen und wurden abgeschossen, wobei ihre atomare Fracht mit den Wrackteilen der Flugzeuge in die Wüste Afghanistans stürzten, was später zu weiteren weltpolitischen Schwierigkeiten führen sollte.
Während dessen man in Amerika den Präsidenten über den dramatischen Zustand aufklärte, flogen nun 6 Marschflugkörper mit unbekanntem Ziel über den Irak. Einige Iraker, die sie am Himmel bemerkt hatten, dachten zuerst an den amerikanischen Angriff, doch sie wurden eines besseren belehrt.
Die nordkoreanischen Piloten hatten die Flugkörper mehr schlecht als Recht auf die Ziele eingestellt und wenn es sich auch nicht um wirkliche Atombomben handelte, so hatten diese Raketen doch soviel Sprengkraft wie eine Viertel Hiroshimabombe. Tatsächlich knallte es nach kurzer Zeit auf dem Gebiet von Kuwait, Saudi Arabien und im Irak selbst. Das I-Tüpfelchen dieses Angriffs lieferten jedoch zwei der Marschlugkörper, die irgendwie vom Kurs abgekommen waren und in Israel und in einem palästinensischen Flüchtlingslager in Jordanien einschlugen. Dies war nicht gewollt, aber so nahm die Wut Kim Jongs ungeahnte Ausmaße an.
Ja, George hatte es schon vorhergesagt, der Irakkrieg war in der Lage, das Palästinenserproblem zu lösen !
Man kann über die von mir geschilderten Vorfälle denken wie man will, es spielt eigentlich keine Rolle mehr, denn seit diesen Tagen haben wir auf der Erde schlimmere politische Zustände als zu Zeiten des Kalten Krieges, als die Welt hauptsächlich in zwei Lager aufgeteilt war. Jetzt waren die Fronten nicht mehr zu klären und Osama Bin Laden hatte durch afghanische Bauern zwei der Atomwaffen Nordkoreas in die Hand bekommen, sie wurden bis heute nicht wiedergefunden.
Die UN war zwar über diesen Angriff empört, doch hier musste man sich auch mit der Frage von Ursache und Wirkung auseinandersetzen. Ich will nun nicht weiter auf die späteren Entwicklungen, die aus dieser Krise entstanden waren, eingehen. Immerhin sitze ich hier glücklich in einem atomaren Bunker und wenn die Wissenschaftler recht behalten, dürfen wir schon in 666 Tagen wieder an die Erdoberfläche.
© 2003 by Gert Klimanschewski