Ein innovatives Begräbnis

"Glück währt nicht ewig"


Der Tod ist kein Freund von mir. Ich mag ihn nicht.
Mein Leben war einst ungetrübt und glücklich. Ich kam ohne Sorgen auf die Welt. Vater war reich und es mangelte unserer Familie an nichts. Wenn ich mich so recht zurück erinnere, gab es nur glückliche Erlebnisse in meinem Leben. Meine Familie hatte es verstanden, mich gut von den Problemen dieser Welt abzuschirmen.
In den Kindertagen lebte ich in unserer Villa am See, danach kam ich ins Internat, welches nicht minder luxuriös als mein Zuhause war. Ich war strebsam und brav, insofern gab es auch keine schulischen Probleme. Der Erfolg schien mir vorherbestimmt. Selbst in der Liebe hatte ich Glück, denn als ich Eloise mit 17 Jahren kennen lernte, wurde ich nicht selten ihrer Schönheit und Anmut wegen beneidet. Eloise liebte mich vom ersten Tag an, wie ich sie. Es war das Paradebeispiel einer amerikanischen Ehe, wie wir lebten, uns liebten und eine neue Familie gründeten, aus der 6 Kinder hervorgingen.
Sicherlich war ich nicht weltfremd, las Zeitung, sah fern und war auch beruflich der Realität ausgesetzt, so dass es kein Leid gab, welches ich nicht, zumindest als Betrachter, miterleben konnte. Mich befiel Trauer, wenn ich die Kriege sah, mir kamen die Tränen bei den Flutopfern, aber alles war weit, weit weg von mir. Der Tod begegnete mir schon als Junge mit 11 Jahren, als ich draußen auf der Wiese zu Opa rannte, der in seinem Rollstuhl saß und über den See blickte. Ich liebte meinen Großvater und ich wunderte mich, als er sich nicht regte, wo ich doch schon lebhaft rief: "Opa, Opa!"
Wie gewohnt nahm ich ihn sofort in den Arm. Er fiel jedoch nach vorne und purzelte leblos aus seinem Rollstuhl. Ich stand da und sah auf ihn herab, ohne zu verstehen, was dies nun sollte. Ich glaube, es vergingen Minuten, bis ich mich zu ihm kniete und ihn wach zu rütteln versuchte. Ich konnte keine Regung an ihm erkennen, er war tot. Dies war gleichzeitig der erste Moment in meinem Leben, in dem ich mich mit dem Tod auseinander setzen musste. Noch am gleichen Abend begriff ich, was dies bedeutete, denn Opa fehlte am Tisch. Gerade in den Augenblicken der familiären Zusammenkünfte fehlte Opa nun wirklich. Der, der kaum noch was verstand, aber um so lauter redete. Er versuchte immer witzig zu sein, aber auch weise. Der Tod hatte ihn geholt und schon am gleichen Abend redete die Familie darüber, wie er zu beerdigen wäre. Mutter weinte, selbst Vater und alle hatten Ideen, wie man sein Grab gestalten sollte und wie oft man dieses auch pflegen müsste, damit es immer im Glanze des Lebens steht und nie verwelkte Blumen auf ihm stehen dürfen. Opa wurde von allen geliebt.
Wenige Tage später redete man darüber, wie man sein Geld am besten aufteilt und die Gespräche um das Grab wurden seltener. Nur Mutter schien es sehr wichtig, ihm die bestmögliche Ruhe zu gewähren. Ihre Geschwister hingegen hatte der erste Enthusiasmus in Sachen Beerdigung ihres Vaters verlassen. Ich selbst war in diesem Alter von beiden Gesprächsthemen überfordert, zumal diese Gespräche des Öfteren recht laut wurden und die Erwachsenen sich von einer unangenehmen Seite zeigten. Sie beschimpften sich aufs Heftigste, während ich darüber nachdachte, warum man Opa jetzt noch aufbewahren wollte. Warum sollte ein Stück der Wiese für ein steinernes Grab geopfert werden, nur um Opas toten Körper darin aufzubewahren? Ich hatte mir noch nie Gedanken um den Tod gemacht, doch wenn ich auch nichts wusste, so wusste ich, dass man danach nicht mehr da ist. Weg, aufgelöst. Mir fehlte Opa wirklich, aber der Gedanke daran, dass man nun einen Hügel im Garten antreffen sollte, bei dem man jeden Tag aufs Neue an Opa erinnert wurde, schien mir Angst zu machen. Warum sollte er nicht in den Gedanken der Betroffenen bleiben? Opas Leben war zu Ende, ich würde mich immer an ihn erinnern. Ich war bis dato noch nie auf einem Friedhof gewesen und nun sollte unsere Spielwiese zu einem gemacht werden.
Die Streitigkeiten über das Erbe, wie mir später bewusst wurde, waren nicht minder heftig, irgendwann vermischten sich die Themen, da hieß es: "Wenn du so ein pompöses Grab bauen lassen willst, dann bitte von deinem Anteil." Oder: "Er wollte nie, dass du das Haus bekommst und wir möchten kein Grab auf unserem Grundstück." Ich wusste, dass Lena, die Schwester meiner Mutter war und da ich selbst Geschwister hatte, fragte ich mich, ob irgendwann einmal, in der Zukunft meine Geschwister und ich, ähnliche Streitereien austragen werden? Die Erwachsenen waren hässlich an zu sehen, sie waren böse. Wenn Opa sie so gesehen hätte, hätte er sie nicht wieder erkannt.
Schon als Kind wurde mir somit deutlich vor Augen geführt, dass ein Begräbnis eine unsägliche Angelegenheit ist, denn obwohl es auch immer wieder um das Erbe ging, so schien das Grab doch vordergründig Dreh- und Angelpunkt der fiesesten Beschuldigungen. "Du wirst es doch niemals pflegen!", schrie Vater seinem Schwager zu, der gab dann zurück: "Du bist doch nicht einmal Teil unserer Familie und willst meinen Vater unter die Erde bringen?" Man hörte Worte wie: "Grabschändung; Königsgrab; Größenwahn; Teuer; Kosten; Bezahlen." Und als letztes dann auch noch einen Satz wie: "Er war es doch gar nicht wehrt, dass man ihm so ein Grab baut!"
Alles in allem wurde mir verdeutlicht, dass es mit dem Sterben so eine Sache ist, es ist nicht nur die Begegnung mit dem Tod. Vielleicht für den Toten? Nicht für die Lebenden, für sie fangen die Probleme erst richtig an. Jahre später war das Grab Opas hin und wieder Gesprächs- und auch Streitthema in der Familie. Es wurde nicht auf der Wiese errichtet, sondern im Wald des Grundstücks. Es war nicht so groß, wie Mutter es gewollte hatte, aber es musste gepflegt werden. Scheinbar war es Mutter, die dies ständig unternahm, was jedoch Vater ärgerte und er gegen Mutters Geschwister stichelte. Ich hatte Opas Grab nur einmal besucht und dann nie wieder.
Opa war schon längst nicht mehr da und der Tod war mir fern.

Die Jahre vergehen in einer glücklichen Ehe nur so im Flug. Die Kinder werden selbst zu Erwachsenen und beginnen ihre eigenen Familien zu gründen. Immer noch war mir das Lebensglück hold. Beruflich sehr erfolgreich, saß ich im Aufsichtsrat der "Slimbyte" AG, deren Umsätze ich noch in den letzten Berufsjahren vervierfachen konnte. Bis zum Tod von Eloise war mir sämtlicher Kummer, der die Menschen normalerweise durchs Leben geleitet, erspart geblieben. Menschen starben tagtäglich auf ungerechte Art und Weise, während unser Familienleben und unser Reichtum blühte. Es war ein gutes Leben. Als Eloise von mir ging, war ich das erste Mal unglücklich. Das erste Mal in meinem Leben fühlte ich seelische Schmerzen, die die Trauer verursachte. Es überfiel mich Einsamkeit, obwohl meine Kinder an meiner Seite standen. Es entstand Leere.
Auch hier stellte sich die Frage nach dem Begräbnis. Sofort kam mir Opas Tod in den Sinn. Ich will nicht verschweigen, dass es mehrere Todesfälle im Bekanntenkreis gab, doch wenn ich auch nur eine einzige annähernd plausible Ausrede finden konnte, dann benutzte ich diese, um dem Begräbnis fern zu bleiben. Ich erinnerte mich an die Streitigkeiten. Ich beschloss, Eloise nur nach meinen Wünschen zu beerdigen. Niemand sollte ihr etwas schuldig bleiben, am wenigsten meine Kinder. Ich ließ sie auf einem Friedhof in Kanada beerdigen, weitab von uns, aber auch von der Zivilisation. Meine Kinder brauchten ihr Grab nicht zu pflegen, sie allein sollte die letzte Ruhestätte genießen können.
5 Jahre konnte ich meinen Kindern verheimlichen, wo es war, bis sie es aus mir heraus quetschten. Sie besuchten das Grab ihrer Mutter einmal. Es wurde mitten im kanadischen Wald von Indianern gepflegt. Ein einfacher Grabstein mit der Aufschrift "Meiner geliebten Eloise" stand inmitten eines kleinen kreisrunden Beetes. Blumen säumten den Rand und um den Grabstein verteilten sich wild wachsende Pflanzen. Es machte einen ärmlichen, aber keinen ungepflegten Eindruck.
Meine Kinder haben nie wieder über das Grab geredet, gaben mir aber zu verstehen, dass ich das Richtige getan hatte.
Man kann so glücklich leben wie man will, man kann reich sein und alle Freuden des Lebens genießen, doch wenn das Alter kommt, dann stellen sich auch Probleme ein. Die Jahre waren vergangen und ich musste unweigerlich über den Tod nachdenken. Was bedeutete er für mich?
Die körperliche Schwäche war nicht mehr wegzudenken und somit schwand auch die Lust, aktiv zu sein. Ich zog mich zurück in unser Haus, die Kinder besuchten mich hin und wieder und ich ließ mein Leben Revue passieren. Der Blick zurück bestätigte mir nur, was ich bis in diese Jahre gefühlt hatte, ich war ein Glückskind und konnte auf ein erfülltes Leben zurück blicken. Erst die letzten Jahre verursachten Schmerzen. Tot zu sein, schien mir bald nicht schlechter, als so dämmerig dahin zu leben.
Natürlich gab es viele Dinge, die ich noch nachzuholen hätte, wirkliche besondere Erlebnisse habe ich mir nie gegönnt. Ich war ein Familienmensch, als Kind und auch später als Erwachsener. Vorbildlicher Vater, erfolgreicher Unternehmer und aufrichtig liebender Ehemann. Ich spielte nicht Golf und konnte ein Handicap vorweisen; ich war nie mit einem Fallschirm aus dem Flugzeug gesprungen oder hatte Segeltörns rund um die Welt unternommen. Ich bin fünf Mal Achterbahn gefahren und ein Mal vom 10 Meterturm gesprungen. Das Aufregendste in meinem Leben war der Geschlechtsverkehr mit meiner Frau und auch da blieben wir recht konventionell.
Jetzt war es zu spät. Aber ich hatte auch nicht wirklich das Bedürfnis, dem Leben jetzt noch einen Kick versetzen zu wollen. Vielmehr drehten sich meine Gedanken darum, wie ich es meinen Kindern so einfach wie möglich machen könnte, meinen Tod zu überleben.
Glücklicherweise hatte ich sie noch nie im Streit miteinander gesehen, was auch so bleiben sollte. Mein Testament musste wasserdicht sein und keine Fragen offen lassen. Jeder würde seinen gerechten Anteil bekommen. Und die Beerdigung? Ich war nicht sicher, bis mich ein Gedanke nicht mehr loslassen wollte.
Zwei Dinge vereinigten sich in diesem Gedanken. Der Eine bedeutete, dass ich meinem Leben doch noch einen Kick versetzen könnte. Der Zweite würde die Frage des Begräbnisses und der vermeintlichen Grabpflege, sowie der Verpflichtung, es aufzusuchen und an Vergangenes zu denken, ein für allemal lösen.
Ist man reich, dann steht einem das Tor zur Welt offen und es können Träume verwirklicht werden. Sicher nicht alle, einige Träume werden immer Träume bleiben und Glück allein hat nichts mit Reichtum zutun. Gerade an diesen Dingen hatte ich in diesem Leben gespart. Eloise konnte reisen wohin sie wollte, und auch die Kinder. Ich selbst reiste mit ihnen, war aber anspruchslos bei der Auswahl der Ziele. "Sparsamkeit, ohne geizig zu sein", war mein Motto. Wahrscheinlich war dies auch der gentechnische Segen meiner Familie, der mir in die Wiege gelegt wurde, denn nur so konnte unsere Familie zu diesem Reichtum gelangen.
Warum sollte ich nicht erst jetzt einmal eine fixe Idee ausleben?
Es würde Geld kosten, doch nicht so viel, dass es den Kindern wehtun müsste.

6 Millionen Dollar sind sehr viel Geld, hat man jedoch noch die richtige Idee dazu, die sich zusätzlich zum Eigenkapital Gewinn versprechend vermarkten lässt, dann lassen sich schnell Sponsoren finden, die den zehnfachen Betrag auftreiben. Geld war noch nie ein Problem, das Verkaufen einer Idee, einer Innovation oder einer besonderen Marktlücke war die Basis des wirklichen Reichtums. Man investierte sein eigenes Geld nur bedingt, aber veranlasste andere Menschen zur Investition, alles andere war Gewinnabschöpfung. Das eigene Konto wuchs ohne Risiken ausgesetzt zu sein.
Das war der ganze Trick. Und tatsächlich hatte sich am Ende sogar herausgestellt, dass meine Erben weitere 9,8 Millionen Dollar verbuchen sollten, da alle Zeitungen die Einzelheiten erfahren wollen.
Ich benötigte 12 Anrufe, um beim 13. gesagt zu bekommen: "Wir können es machen, der Präsident hat zugestimmt!"
Eine der amerikanischsten Organisationen der USA ist neben dem CIA die NASA. In der NASA vereinigt sich der amerikanische Patriotismus mit dem amerikanischen Pioniergeist. Dies ergibt eine sehr ehrgeizige Mischung aus Übereifer und dem aufrichtigen Wunsch "...es der Welt zeigen zu wollen".
NASA bedeutet bei den Amerikanern immer noch, die ersten zu sein. Es gab viele Bereiche, in denen Amerikaner besiegt wurden. Das höchste Haus, die längste Brücke, die größte Atombombe, aber sie waren die Ersten und Einzigen auf dem Mond. Amerika hatte kein Geld, sonst wären sie auch die ersten auf dem Mars, soviel stand fest.
Für die NASA war es ein gefundenes Fressen, dass ein nicht unbekannter Milliardär aus Wisconsin, seinen Leichnam auf eine lange Reise schicken wollte.
Nach einer kurzen Debatte hatten die Verantwortlichen für sich die Chance erkannt, die NASA wieder ins Licht der Öffentlichkeit zu bringen. Man fragte sich, ob es nicht ein geschmackloses Thema wäre, bis sich alle einig waren, dass gerade die Tatsache, dass es sich dabei um einen Toten handelte, der Sache einen verruchten Charakter geben würde, was sich in der Öffentlichkeit in jenen Zeiten besonders gut an den Mann bringen ließ.
Ein gestorbener Mensch sollte gefriergetrocknet eine Reise durchs All antreten, von der niemand wusste, wo er jemals landen wird. Ich selbst hatte der NASA damals zu verstehen gegeben, dass die Menschheit auf diesem Weg einen wirklichen Beweis ihrer Existenz erbringen könnte, wenn mein Leichnam irgendwann einmal Außerirdische erreicht. Wie für uns selbst, wäre es wahrscheinlich für sie ein Wunder, wenn diese Wesen einen echten, leibhaftigen, wenn auch nicht lebhaften, Menschen erhalten.
Es wäre eine Sensation, sollten sie intelligent genug sein, würde es ihr Streben, die Erde zu besuchen, deutlich verstärken und bald könnte ein Kontakt hergestellt werden. Ich war Feuer und Flamme für diese Idee, da sie gleichzeitig dafür sorgte, dass niemand meiner Familie sich um den Verbleib meiner verstorbenen Überreste zu sorgen brauchte. Dieses Problem würde nicht entstehen.
Meine Kinder erfuhren nichts von meinen Plänen und mit der NASA war besprochen worden, dass die Vermarktung erst an meinem Todestag beginnen soll. Es waren nicht wenige Eingeweihte, zumal mein Leichnam zusammen mit einem Wettersatelliten aufsteigen sollte. Die Rechte an dieser Sensationsgeschichte sollten sich hervorragend verkaufen lassen. Der Präsident der USA ließ mir schriftlich mitteilen, dass meine Idee, einen Amerikaner sozusagen auf die erste unendliche Reise zu schicken, seine volle Unterstützung trifft.
Einige Wissenschaftler bezweifelten den wissenschaftlichen Wert meiner aufwendigen Begräbniszeremonie. Ihre Kritik wurde schon allein dadurch erstickt, da sich das Projekt von selbst finanzierte. Die NASA konnte allein durch die anonyme Ankündigung eines solchen Vorhabens Unsummen an Fotoerlaubnissen und Exklusivrechten einnehmen.
Das Wichtigste schien mir jedoch, jetzt nicht vorzeitig zu versterben. Die Vorbereitungen brauchten knapp ein Jahr und mein gesundheitlicher Zustand war zwar gebrechlich aber nicht hoffnungslos. Nach zwei Jahren wurde die NASA ungeduldiger. Alles war vorbereitet, die Presse war stillschweigend informiert und selbst der Präsident erkundigte sich auffällig häufig nach meinem Wohlbefinden. Meinen Kindern habe ich alles verschwiegen.
Ich bin in diesem Land groß und reich geworden, ich traue diesem Land, muss aber auch eingestehen, dass hier schon Dinge geschahen, die nicht hätten passieren dürfen. Wir Amerikaner stehen für Gerechtigkeit, für einen demokratischen ehrlichen Staat, für die Rechte jedes Einzelnen. Sollten diese aber einmal mit finanziellen Interessen kollidieren, konnte es zu Unregelmäßigkeiten in der Auslegung der persönlichen Freiheit kommen. Ich bin kein misstrauischer Mensch, wurde aber den Gedanken nicht los, dass man mein Ableben beschleunigen wollte.
Ein weiteres Jahr verging, und der Spaceshuttle war inzwischen 14 Mal im Weltraum gewesen. Die Spannungen bei der NASA schienen sich gelegt zu haben und man war guter Dinge, dass mein Tod nicht mehr allzu sehr auf sich warten lassen wird. Man beriet mich in allen Punkten des Lebens, man sagte: "Ich solle nicht lebensmüde werden oder Schlimmeres". Keinesfalls sollte ich mich für die Idee dem Suizid aussetzen. Mein Leben beschränkte sich im Wesentlichen auf mein Haus. Hier hatte ich alles, was ich brauchte. Den See und den Wald, Komfort und Abwechslung, wenn man mich besuchte.
Am 16.8.2006 war es soweit, ich verstarb in meinem Bett. Wahrscheinlich an Herzversagen. Nicht ganz klar blieb, ob es die Altersschwäche war oder eine Überdosis Herztropfen, die angeblich in mir gefunden wurde. Die Erklärungen waren eindeutig. Meine Reise sollte beginnen. Ob die Gründe meines Todes natürlich waren, oder ob ich selbst dem Schicksal nachgeholfen hatte, war dabei egal. Jedenfalls kam nie die Frage auf, ob man dem Schicksal nicht etwas nachgeholfen hatte und mich auf diese Reise geschickt hatte.

Wenn einer denkt, er ist tot, wenn er tot ist, dann irrt er!
Der Tod trat abrupt ein, aber ich sah ihn kommen. Er kam im Schlaf, mein Herz pochte aufgeregt und ich war mir bewusst, sterben zu müssen. "Gleich ist alles vorbei" dachte ich.
Das Leben ist ein Wunder und der Tod auch, wahrscheinlich müssen wir ihn als ein Teil eines viel größeren Lebens anerkennen. Obwohl ich schlief, wusste ich genau, dass mich der Tod ereilt hatte. Anstatt nun das Licht endgültig ausgeknipst wurde, spürte ich eine Helligkeit um meinen Körper. Anders als das Sehen mit den Augen, schien ich den Raum um mich herum mit der gesamten Fläche meines Geistes zu erkennen. Meinen Körper hatte ich verloren, das war gewiss, doch ich beobachtete die Szenerie. Ich sah mich liegen und war erfüllt von einem Schwebezustand. Noch hatte mein Geist den Körper nicht verlassen, mich durchströmte ein weiteres Mal ein besonderes Glücksgefühl. Mein Denken war aktiv wie eh und je. Wie würde es jetzt weitergehen?
Zeit spielte keine Rolle mehr, soviel stand fest, jedoch zwischen dem Augenblick des Sterbens und dem Realisieren des Todes lagen nur wenige Sekunden. Dann sah ich mehrere Personen den Raum betreten. Jeder von ihnen trug etwas maschinenähnliches mit sich, die letzten beiden zogen einen metallenen Wagen hinter sich her. Sie schienen aufgeregt und bewegten sich zielstrebig auf meinen Körper zu. Schnell wurde mir die Kleidung vom Leib gerissen, man wusch mich, drehte und wendete mich. Man injizierte mir drei Spritzen und kurz danach wurde ich in eine gläserne Röhre gesteckt, welche mit einem Gas gefüllt wurde.
Verblüffend war die Organisation. Nur zwei Minuten nach meinem letzten Atemzug, fuhr ein Wagen vor das Haus und weitere 166 Sekunden später steckte ich in einer Röhre und war bei –276° Celsius schockgefroren.
Eben noch hatte ich eine ungekannte Freiheit erfahren, eine Freiheit, die meiner Seele die Chance geben sollte, überall frei herumzuschweben, aufzusteigen, losgelöst vom Körper. Jetzt jedoch fühlte es sich an, als wäre um mich ein Käfig geschlossen worden. Ich schwebte immer noch, halb in meinem Körper, halb über ihm, mit der Tendenz, gegen den Himmel zu fahren, doch ich bewegte mich nicht mehr. Das Experiment lief auf vollen Touren und das Gas hatte meine Seele miteingefroren. Alles, was ich wahrnehmen konnte war meine unmittelbare Umgebung. Ich sah alles und hörte alles. Die Röhre wurde in eine Kiste verpackt, die Kiste in ein Auto, das Auto in ein Flugzeug. Man brachte mich in einen Tank mit flüssigem Gas. Alles lief nach Plan, wie es mit den Verantwortlichen der NASA abgesprochen war. Mein Abflug wurde vorbereitet.
Das Glück meines Lebens, welches mich immer wie ein Engel begleitet hatte, schien ein für allemal verschwunden zu sein. Ich bekam Angst, nun auf immer im Zustand des Todes, aber seelisch wach, hier in dieser Röhre eingesperrt zu sein, ohne entfleuchen zu können. Allein gelassen mit meinen eigenen Gedanken auf Ewigkeit.
Ich durfte nicht verzweifeln, im Augenblick war ich zwar Gefangener, aber schon in wenigen Tagen würde ich aus einem Blickwinkel auf die Dinge sehen, was nur wenigen vergönnt war. In diesem Zustand konnte man auch nicht schlafen, nicht, wie wir es erkennen, man muss lernen, sich einer gewissen Meditation hinzugeben. Es ist mehr ein Schlummern und Träumen. Eine Art Regenerationsphase.
Dann hob man mich heraus aus der Flüssigkeit, meine Röhre wurde in die Rakete verbracht. Ich spürte nicht den Druck des Startes, der auf einen Astronauten wirkt, aber es war ein leichtes Vibrieren zu vernehmen. Ich hörte auch den ohrenbetäubenden Krach der Triebwerke. Nach wenigen Minuten zerbrach das Chassis des Flugkörpers, dann trennte sich der über mir liegende Satellit und trat seine Reise zum Wohle der Menschheit an. Kurz danach wurde meine gläserne Röhre in den Weltraum entlassen und erhielt ein letztes Mal eine Beschleunigung.
Ich sah die Erde aus einem neuen Blickwinkel, sie war wunderschön. Da --, der Mond, die Sonne, Sterne. Trotz meiner Beengung überkam mich ein Glücksgefühl. Was würde mir alles noch begegnen?
Ich war mir meiner Pioniertat bewusst und ich war bereit, die Gefangenschaft zu akzeptieren. Mein Totenreise würde der Menschheit die Chance geben, möglichen Außerirdischen, irgendwann einen Beweis unserer Existenz zu geben. Niemand hatte voraus sehen können, dass der Tod nicht wirklich den Tod bedeutete und dass man eine Seele Schockgefrieren konnte. Im Augenblick war ich jedoch davon überzeugt, dass die Sache das Leiden wert war.

Ungefähr zu einem Zeitpunkt, als auf der Erde 25 Milliarden Menschen lebten und Kriege tatsächlich von ihrem Antlitz verschwunden waren, denn im Augenblick bekriegte man sich ausschließlich auf dem Mars, wo es noch was zu holen gab, man denke an Bodenschätze und Wasser, bewegte sich meine Kapsel durch eine sehr entfernte Region der Galaxie X-03. Ich war nun ca. 10.000 Jahre unterwegs und man sollte mir glauben, wenn ich es jetzt sage, dass ich dieser Idee niemals nachgegangen wäre, hätte ich um die Konsequenzen gewusst. Ein körperliches Leben zu leben ist unter Umständen schon eine Art der Gefangenschaft, ich erfuhr jedoch eine unvorstellbare Folter der Seele. Man kann sich als Mensch jedoch an alles gewöhnen, vor allem, welche Alternativen hatte ich? Ich war verdammt zu leben!
Das Universum ist wundervoll und bot eine Abwechslung, zum Glück konnte ich die Umgebung wahrnehmen. Planeten, Sonnen, Monde und Asteroiden begegneten meinem Lauf. Jahre der Einsamkeit und nirgendwo gab es Leben.

Sternschnuppen waren mir am liebsten, allein weil sie ein Stück Freiheit verkörperten. Sie schienen die Einzigen im Universum, die sich dorthin bewegten, wo sie hin wollten. Alles andere schien wie befestigt, allenfalls langsam durch das kosmische Meer treibend. Drehend, aber nicht dynamisch. Kometen tauchten hier auf und verschwanden nach da hinten. Sie überholten mich oder schrammten an mir vorüber. Ich beobachtete sie gerne. So auch am Tag X. Ein Feuerschein kam aus der Sonne vor mir, ich nannte sie Monika, direkt in meine Richtung. Ich gab allen Sonnen Mädchennamen und stellte mir sie als menschliche Wesen vor. Je nachdem, die eine hatte große oder auch kleine Brüste, eine schlanke oder etwas mollige Figur. Ihre Augenfarbe war mir sehr wichtig und die Helligkeit ihres Lichtes, verleitete mich dazu, die Haarfarbe festzulegen. Monika war nicht eine der Größten, allerdings zeigte sie ein sehr schönes rotes Leuchten. Die letzten 200 Jahre war ich ihr nähergekommen und in meiner Phantasie war sie ca. 165cm groß, mit einer wohl gerundeten, weiblichen, aber sportlichen Figur. Ihre Augen waren grün und sie trug rotes, welliges, langes Haar. Sie war noch jung, vielleicht 23. Sie hatte ein kumpelhaftes Wesen. Ich hatte mich in sie verliebt und je näher ich ihr kam, um so aufgeregter wurde ich, sie kennen zu lernen.
Es war wie ein kleiner Funken, den sie mir entgegen schleuderte, um zu sagen: "Willkommen, ich warte schon auf dich". Vielleicht konnte es sich um eine Protuberanz handeln, vielleicht doch um einen Kometen, der dicht an ihr vorbeigerast ist?
Das kleine Licht kam näher und endlich löste es sich vor meinen Augen zu einem metallenen Flugkörper auf. Konnte es möglich sein, war dies ein Raumschiff? Lichter blinkten und auch ein Triebwerk war zu erkennen, erst als es vor meiner Kapsel zum Stillstand kam, erkannte ich seine Ausmaße.
Mein Geist war wach, sollte dies der langersehnte Moment der ersten Kontaktaufnahme zu Außerirdischen sein?
War mein Ziel erreicht?
Ein weiterer kleiner Flugkörper löste sich vom Mutterschiff, kam näher und man verfrachtete meine Kapsel automatisch in einen Laderaum an Bord.
Kein Wesen tauchte auf. Noch nicht.
Meine Röhre wurde wiederum in einen dunklen Behälter verpackt, bis dann ein Licht erschien. Der Behälter wurde geöffnet und ich befand mich in einem hell erleuchteten Raum, der an einen Operationssaal erinnerte. Um mich herum befanden sich in Schutzanzüge gehüllte Wesen, die mit verschiedenen Gerätschaften herum hantierten. Nicht anders als wir Menschen, standen sie auf zwei Beinen und hatten zwei Arme. Ein Kopf schien auf den Schultern zu sitzen, doch man konnte sie nicht erkennen. Sie sprachen miteinander, es war, als würde ich ihre Gedanken verstehen.
Stellt euch den Tod nicht so vor, als wäre man ins Nichts verschluckt, vielmehr offenbaren sich neue Sinne. Was hatten diese Wesen vor? Es war ein Wunder, dass ich der erste Mensch sein sollte, der diesen Kontakt erleben darf. Ich lauschte ihren Gedanken und Gesprächen:
"Ich bin nicht überzeugt davon, dass es notwendig gewesen wäre, den Behälter zu bergen."
"Wir wissen doch jetzt, dass es sich nicht um eine Waffe handelt, was soll also passieren? Dieses Ding kommt doch irgendwoher, wer weiß was in ihm steckt."
Ein anderer sagte: "Nach meinen ersten Tests, handelt es sich um natürliches Material. Vielleicht eine Lebensform."
Man schien erstaunt und ein jeder wurde aufgeregter. "Du meinst, da drin steckt ein fremdes Lebewesen?"
"Ich bin nicht so sicher, ob es noch lebt..." Sie kicherten plötzlich, was sich wie ein Zischen anhörte, wie ein Grillenzirpen und Schlangenzüngeln.
Ich bekam das erste Mal Angst.
Es dauerte noch und sie diskutierten, wie man den Behälter gefahrlos, ohne eine Kontaminierung zu riskieren, öffnen sollte. Anscheinend befand sich die Technologie der Außerirdischen auf einem guten Stand. Einer sagte: "Sollten die Sensoren beim Öffnen irgendetwas unvorhergesehenes feststellen, dann räuchern wir es aus."
Ein Zischen durchflutete den Raum als meine Kapsel geöffnet wurde und mich überkam ein Gefühl der Befreiung. Ja, so muss es gewesen sein, als Sindbad den Flaschengeist befreite, nachdem er Jahrhunderte dort verbracht hatte. Frei, Freiheit, ich schrie, obwohl mich niemand hören konnte.
Eines der Wesen sagte sofort erstaunt: "Seht euch dieses hässliche Ding an, was ist das?" Sie beugten sich über meinen Körper, doch meine Seele hatte sich jetzt wirklich abgesetzt und ich blickte von oben herab auf meinen Leichnam, der wie am letzten Tag noch rosig aussah. Ich schien unter der Decke des Raumes zu schweben.
Ein anderer blickte regelrecht angewidert weg und sagte: "Mir wird schlecht!" Nur einer von ihnen konnte sich mit meinem Anblick anfreunden, er bemerkte: "Ihr Banausen, wir stehen hier vor der größten wissenschaftlichen Erkenntnis der letzten Äonen. Nun haben wir den Beweis, wir sind nicht allein! Seht ihn euch doch Mal genau an. Erkennt ihr nicht, was dies für uns bedeuten könnte? Er ist aus Fleisch und Blut. Sein exotisches Aussehen spricht wahrscheinlich für die Nährstoffe, die in ihm enthalten sind."
Er setzte noch hinzu: "Von ihm geht keine Gefahr aus, ihr könnt die Helme abnehmen."
Die beiden anderen schienen noch nicht überzeugt und warteten bis der Rädelsführer seinen Helm abgesetzt hatte.
Wenn man tot ist, kann man im Normalfall nicht noch "mehr" sterben, denkt man zumindest, doch in diesem Augenblick wäre es mir recht gewesen. Unter dem Helm kam ein grauenhafter, an eine Gottesanbeterin erinnernder Kopf, zu Tage. Man erkannte weiße Zahnketten und zwei Greifzangen, die wie Lippen das Maul säumten. Ihre Augen waren klein, aber durchdringend. Ihr Kopf kahl. Eine Nase fehlte. Zwei kleine Antennen wedelten über der Stirn hin und her. Ich erschrak aufgrund dieser Hässlichkeit und wäre geflohen, wenn ich gekonnt hätte. Doch meine Seele wollte diesen Raum noch nicht verlassen.
Während der eine kurz entschlossen mit einer Nadel in meinen Körper bohrte und wohl eine Probe entnahm, verhielten sich die anderen beiden noch immer verschreckt und näherten sich nur zögerlich.
"Wie kann die Natur nur solche Absurditäten hervorbringen?"
Einer der beiden Ängstlichen gab zu bedenken: "Was wollen wir mit diesem Wesen? Wir sollten es schnellstens vernichten. Wir werden Angst und Schrecken verbreiten, wenn die Öffentlichkeit davon erfährt."
Der Probennehmer erwiderte energisch: "Hör auf! Wir sind keine Rasse die Angst hat. Seht her, was ich festgestellt habe. Dieses Wesen enthält sehr viel Wasser und Ballaststoffe. Eisen und Vitamine sind in ihm enthalten, und dies, obwohl er nicht mehr lebt. Er kommt wie von Himmel geschickt und könnte die Lösung unserer Probleme werden."
Die Anderen blickten sich verständnislos an und der Energische sagte im Befehlston: "Durchsucht die Kapsel nach anderen Informationen!"
Tatsächlich hatte die NASA zusätzlich zu meinem Leichnam jede Menge digitale Informationen über die Erde mit gesendet. Sollte ich auf intelligentes Leben stoßen, dann sollten diese auch in der Lage sein, die mitgelieferten Informationen zu verarbeiten.
Diese Spezies war intelligent genug, diese Daten zu lesen. Der Eine begann zu lachen und sagte erfreut: "Ha, sie haben wirklich an alles gedacht. Wir wissen alles über sie."
"Was hast du vor?"
"Wenn mich meine Sinne nicht täuschen, dann haben wir hier die Lösung, des Welt größten Problems. Dem Ernährungsproblem!"
"Aber wir essen doch nichts Totes?"
"Ihr werdet sehen, wie einfach es sein wird, ihn wieder zum Leben zu erwecken."
Gesagt getan, er hantierte noch kurz an einigen Armaturen herum und schon im nächsten Augenblick verspürte meine Seele einen heftigen Sog, der mich hinunter von der Decke, zu meinem Körper zog. Ein weiterer Augenblick und ich schlug die Augen auf und spürte meinen Körper wieder.

Jetzt konnte ich sie nicht mehr verstehen, ich hörte nur ein Zischen und Knacken, doch es war zu erkennen, dass sie angeregt miteinander kommunizierten. Die Angst im Tod war nun der Angst, erneut zu leben, gewichen. Sie blickten mir ins Gesicht und ich sprach sie an: "Hallo, ich bin von der Erde." Etwas Banaleres konnte mir nicht einfallen. Verwundert der Töne, die ich von mir gab, zischelten sie auf mich ein. Einer der Drei holte ein kleines Gerät und hielt es in meine Richtung. Ich sagte erneut: "Hallo, ich freue mich im Namen der Menschheit ihre Bekanntschaft zu machen."
Jetzt konnte ich sie wieder verstehen, sie lachten und einer sagte: "Es ist uns auch eine besondere Freude."
Glück ist ähnlich relativ wie die Zeit. Ich hatte Glück, in meinem Leben alles erreicht zu haben. Ich bin glücklich gestorben und ich müsste sehr glücklich sein, nun noch ein zweites Leben geschenkt bekommen zu haben. Dem war jedoch nicht so. Obwohl diese Wesen bei näherer und längerer Betrachtung ein Stück ihrer Abscheulichkeit verloren hatten und auch so ganz umgänglich erschienen, wurde mir in den nächsten Tagen klar, was sie in mir sahen.
Man betrachtete mich allein als Fresspaket. Als ein Wunder jeglicher Ernährungswissenschaften. Anscheinend waren alle Stoffe meines Körpers lebenswichtige Elemente, die diese Spezies brauchte, um sich zu ernähren.
Man verbrachte mich an verschiedene Orte und ich wurde Tausenden Wesen vorgestellt. Ich musste mit anhören, wie man sich über die Menschheit belustigte. Mit welcher Naivität sie sich preisgegeben hatte. Man erkundigte sich in meinem Beisein, über die geschmacklichen Vorteile und sprach ganz offen darüber, wie man diese Wesen als lebendige Nahrung fangen könnte.

Der normale Umgang mit mir war freundlich und man hörte mir gespannt zu, wenn ich bereitwillig über das Leben eines Menschen berichtete. Nicht so komisch war, als man mir ein Stückchen meines Fleisches herausschneiden wollte, um endlich dahinter zu kommen, ob ich nur nahrhaft war oder auch geschmacklich etwas zu bieten hatte. Erst nach langem hin und her bemühten sie sich, mich vorher lokal zu betäuben. Man versicherte mir, dass man nicht mehr als 100 Gramm entnehmen würde.

Was kann ich euch sagen?
Es gibt tatsächlich andere Lebensformen!
Im weiteren Verlauf wurde mir bewusst, was ich mit meinem innovativen Begräbnis ausgelöst hatte. Die Wesen waren befähigt, die Erde zu erreichen. Sie betrachteten unseren Planeten fortan als eine Jagdregion, einen Selbstbedienungsladen. Man arrangierte Jagdgesellschaften und in der Werbung sprach man vom "warmen Buffet". Eine exotische Geschmacksrichtung wurde angepriesen. Die Menschheit war trotz aller wissenschaftlichen Errungenschaften völlig überfordert, sich zur Wehr zu setzen.
Ich für meinen Teil wurde verschont und unter Naturschutz gestellt. Da ich der Erste war. Wenn ich auch alt war, so wollte man mich für die Züchtung einsetzen und brachte mich ständig mit neuen, netten, jungen Menschenfrauen in Kontakt.
Ein Gutes hatte die Sache auch noch. Die Menschheit stand nicht selten davor, sich selbst zu vernichten, doch nun würde eine andere Spezies darüber wachen, dass dies nie geschehen wird.